Der Vorstand der Volksbank Beckum-Lippstadt eG blickt trotz politischer Krisen auf eine insgesamt positive Geschäftsentwicklung in 2022 zurück: Stefan Hoffmann (Vorstandsvorsitzender, links) und Jörg Deutschmann.

Deutlich mehr Kredite im Jahr 2022. Baufinanzierungen nach Zinswende eingebrochen. Stattdessen Wachstum bei Modernisierungen und energetischer Sanierung. Zurückhaltung beim kreditfinanzierten Konsum.

Beckum/Lippstadt. Russlands Krieg gegen die Ukraine, Störungen der globalen Lieferketten, abrupte Zinswende der Zentralbanken weltweit, Inflation – es gab 2022 genügend exogene Schocks, die die globale Wirtschaft erschütterten. Dennoch setzte sich nach vorläufigen Zahlen das dynamische Wachstum der Volksbank Beckum-Lippstadt eG der letzten Jahre fort. „Als Genossenschaftsbank gilt unsere Arbeit der nachhaltigen Erfüllung unseres Förderauftrages. Wir freuen uns, dass wir auch im Jahr 2022 unseren Mitgliedern sowie Kundinnen und Kunden ein verlässlicher Partner sein durften. Das ist Ergebnis einer überzeugenden Teamleistung und ich bin unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Leistungen ebenso dankbar wie unseren Mitgliedern und Kundinnen und Kunden für ihr Vertrauen.“ Mit diesen Worten resümierte Vorstandsvorsitzender Stefan Hoffmann die Geschäftsentwicklung der Bank in 2022. Gleichzeitig wies Hoffmann darauf hin, dass bei allem Erfolg die globalen Krisen die Geschäftstätigkeit deutlich beeinflussten. „Business as usual“ habe es nicht gegeben.

So seien zwar die Kredite insgesamt um mehr als acht Prozent gestiegen – trotz Energiekrise und sich abschwächender Konjunktur. Deutliche Spuren hinterließen die Krisen aber bei der Baufinanzierung. Zwar konnte das Volumen im Vergleich zum Geschäftsjahr 2021 um ca. neun Prozent auf 136 Millionen € gesteigert werden. Allerdings brach das Geschäft nach der Zinswende regelrecht ein. Die Monatsproduktion ging im Juli 2022 um 40 Prozent zurück und betrug im Dezember nur noch 2,6 Millionen €. Dies sei der schlechteste Monatswert der letzten zwei Jahre.

Hoffmann sieht eine abwartende Haltung. Zu groß sei die aktuelle Unsicherheit im Hinblick auf die Entwicklung der Zinslandschaft, der Baukosten und der Verfügbarkeit von Materialien. „Wir sind froh, dass wir in unseren Beratungen in den zurückliegenden Jahren darauf geachtet haben, dass Baufinanzierungen stets mit hinreichenden Tilgungsraten geplant wurden und auf den Eigenkapitaleinsatz des Bauherrn großen Wert gelegt worden ist. Daher stellten die Anschlussfinanzierungen trotz deutlich höherer Zinsen beispielsweise Familien, die ihren Traum vom Eigenheim verwirklichten, nicht vor unlösbare Probleme.“

So trägt das Kreditgeschäft mit Privatkunden auch nur mit einem Drittel zur starken bilanziellen Entwicklung der Kundenforderungen bei. „Zukünftig werden die Finanzierungen von energetischen Sanierungen im Fokus stehen“, so der Vorsitzende. Der Wachstumsbeitrag in diesem Segment wird aber weiter zurückgehen. Bei den Unternehmenskrediten ist mit einem Plus von 10,5 Prozent eine deutlich stärkere Zunahme festzustellen. Schwerpunktmäßig wurden Betriebsmittelkredite zur Aufstockung des Warenbestandes und der Liquiditätssicherung vergeben. Insgesamt sieht Hoffmann für 2023 eine Zunahme beim Kreditgeschäft. Die Wachstumsraten würden aber geringer ausfallen.

Die Kundeneinlagen bei der Volksbank Beckum-Lippstadt sind um insgesamt acht Prozent gestiegen. Ursächlich hierfür waren institutionelle Einleger wie Sozialversicherungsträger, Kommunen und Krankenkassen. Privatanleger und -anlegerinnen hätten sich auch hier zurückgehalten. Hoffmann: „Eine Inflationsrate von teilweise mehr als zehn Prozent, beeinflusst von Preissteigerungen insbesondere bei Nahrungsmitteln und Energie – also Produkte, bei denen man sich nur sehr bedingt einschränken kann – reduziert das für Sparziele verfügbare Einkommen deutlich.“ Aber umgekehrt habe es auch keine signifikanten Abflüsse gegeben. „Die Menschen halten ihr Geld zusammen, aber gehen noch nicht an die Reserven“, fasst Hoffmann diesen Trend, der sich über den Jahreswechsel fortgesetzt habe und wohl auch 2023 dominieren werde, zusammen. Einzelne mittel- bis längerfristig laufende Produkte würden auch wieder verzinst werden. Im Laufe des Jahres würden weitere hinzukommen, so der Bankvorstand.

Das Kundengesamtvolumen, also die Summe aller bilanziellen wie außerbilanziellen Einlagen und Kredite, wuchs um 7,5 Prozent auf etwa 5,3 Milliarden Euro. „Diese 5,3 Milliarden Euro sind die für uns wichtigste Zahl, denn sie dokumentiert den Umfang unserer Förderleistungen als Genossenschaftsbank für Mitglieder, für Kundinnen/Kunden und für unsere Region“, so Hoffmann.

Operatives Ergebnis hat sich verbessert

Das Aufwands-Ertrags-Verhältnis, also wie viel Cent die Volksbank für einen Euro Ertrag ausgeben muss, hat sich weiter verbessert. Für 2022 wird ein Wert von unter 59 Cent erwartet. Gleichzeitig werde die Bilanz durch einen hohen Abschreibungsbedarf auf den Wertpapierbestand belastet. Das Handelsgesetzbuch schreibe vor, dass die von der Bank gehaltenen festverzinslichen Wertpapiere zum aktuellen Kurswert in die Bilanz genommen werden müssen. Dieser Wert sei wegen der aktuell stark gestiegenen Zinsen niedriger als im Vorjahr. Daher werde das Ergebnis durch diese zwischenzeitlichen Buchverluste im Jahr 2022 mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag belastet. „Es ist ein buchungstechnischer Wert, da wir die betroffenen Wertpapiere in aller Regel bis zum Ende ihrer Laufzeit halten und dann zum ursprünglich in unserer Bilanz aufgenommenen Wert wieder zurückgeben“, so Hoffmann. Da die Volksbank in den letzten Jahren für die Zinswende Vorsorge betrieben hat, können die Eigentümer und Eigentümerinnen auch für 2022 mit einer attraktiven Dividende rechnen.

Nachhaltigkeit: Zwischenprüfung erfolgreich bestanden

Bereits im Juni 2021 hat die Volksbank das vom INAB-Institut für Nachhaltiges Banking (INAB) verliehene „Zertifikat für Nachhaltiges Banking“ erreichen können. Mit diesem Dokument wird der Volksbank Beckum-Lippstadt bescheinigt, dass sie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Management von Nachhaltigkeit in aller Breite auseinandersetzt, die Aus- und Einwirkungen untersucht und diese Themen sowohl in der Unternehmensstrategie als auch in der Unternehmenskultur verankert.

Das Zertifikat darf nur dann weitergeführt werden, wenn die entsprechenden jährlichen Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. Dafür führt das INAB eine jährliche Prüfung, das sogenannte Zwischenaudit, durch. So habe die Volksbank Beckum-Lippstadt zum Beispiel die bankweite Stromversorgung zum 01.01.2022 zu 100 Prozent auf erneuerbare Energiequellen umgestellt. Die Klimaneutralität der Bank werde bis zum Jahr 2025 angestrebt. Auch der Anteil der nachhaltigen Anlagen im Eigenanlagegeschäft der Bank, also die liquiden Mittel, die die Bank am Geld- und Kapitalmarkt anlegt, konnte um vier Prozentpunkte auf 63 Prozent gesteigert werden. Des Weiteren ist Nachhaltigkeit ein verbindliches Thema in allen Gesamtbedarfsberatungen der Bank. Der Anteil der Kundenanlagen in nachhaltige Produkte beträgt mittlerweile 41 Prozent (Vorjahr 38 Prozent). „Wir freuen uns, dass wir im Herbst 2022 das Audit mit Erfolg bestanden haben. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie gute Unternehmensführung – alles Bestandteile der Prüfung durch das INAB – sind uns als Genossenschaft ein besonders wichtiges Anliegen. Denn die unternehmerische Nachhaltigkeit ist seit jeher ein Grundpfeiler der genossenschaftlichen Idee. Heute gehört dazu deutlich mehr als nur auskömmliche Zahlen. „Dieser Herausforderung stellen wir uns sehr gerne und aus Überzeugung“, betont Hoffmann.

 

Fotocredit: Volksbank Beckum-Lippstadt eG