Preisträger des von der Volksbank Beckum Lippstadt gestifteten Lippstädter Wirtschaftspreis 2025 ist das Lippstädter Maschinenbauunternehmen Willi Seiger GmbH. Die Auszeichnung nahmen Seniorchef und Geschäftsführer Willi Seiger (2. von links) sowie Sohn Frederic Seiger, Prokurist, (3. von links) am 6. Mai im Rahmen des Volksbank Wirtschaftsforum im Stadttheater

 

Global erfolgreiches Familienunternehmen. Drehmaschinen für die Herstellung von tonnenschweren Werkstücken mit Toleranzen im Mikrometerbereich.

Lippstadt. Am 6. Mai wurde zum 14. Mal im Rahmen des Volksbank Wirtschaftsforums im Stadttheater Lippstadt der Lippstädter Wirtschaftspreis vergeben. Dieses Jahr zeichnete die Jury die Willi Seiger GmbH aus. Das Maschinenbauunternehmen stellt zyklengesteuerte Drehmaschinen und Sonderlösungen für den Weltmarkt her. Der Bürgermeister von Lippstadt, Arne Moritz, der für die Jury die Laudatio hielt, hob hervor: „In Zeiten globaler, digitaler und automatisierter Produktion wird die Frage nach dem Einsatz zuverlässiger, anpassungsfähiger und spezialisierter Anlagen immer wichtiger. Wir freuen uns, dass Lippstadt ein solches, in der ganzen Welt erfolgreiches Unternehmen beheimatet.“ Fast 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte die Volksbank Beckum-Lippstadt begrüßen.

Die Maschinen der Willi Seiger GmbH werden von Großunternehmen und Mittelständlern auf der ganzen Welt eingesetzt. Unter anderem finden sich Drehmaschinen des Unternehmens in der Automobilindustrie, im Maschinenbau und Werkzeugbau, beim Fahrzeugbau oder auch in der Luft- und Raumfahrttechnik. Dabei werden in der 4.000 qm großen Produktionshalle Drehbänke hergestellt, die bis zu 80 Tonnen wiegen können. Die Werkstücke, die darauf bearbeitet werden, können ebenfalls mehrere Tonnen wiegen und bis 2,4 Meter Durchmesser haben. Die Toleranzen liegen hingegen im Mikrometerbereich. Zum Vergleich: Ein Menschenhaar ist mindestens dreißigmal so dick.

Die Jury des Wirtschaftspreises besteht neben Arne Moritz aus Dr. Wilfried Spintig, 1. Vorsitzender der Akademischen Gesellschaft Lippstadt, Matthias Wiehen, Vorsitzender des Lippstädter Standortforums, Stefan Hoffmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Beckum-Lippstadt, und Kurt Weigelt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Lippstadt.

Die Auszeichnung nahmen Seniorchef und Geschäftsführer Willi Seiger sowie Sohn Frederic Seiger, der als Prokurist im Familienbetrieb Verantwortung trägt, entgegen. „Wir freuen uns sehr, dass hier in Lippstadt mit diesem Preis Jahr für Jahr die Leistungen von mittelständischen Unternehmen gewürdigt wird“, so Willi Seiger. Sein Sohn und Prokurist Frederic Seiger ergänzte: „Wir danken der Jury, dass sie sich für uns entschieden hat. Lippstadt hat einen starken Mittelstand. Angesichts der so vielen anderen erfolgreichen Unternehmen empfinden wir es als eine besondere Wertschätzung unserer Arbeit, dass wir mit diesem Preis ausgezeichnet wurden.“

Den Gastvortrag hielt Prof. Dr. Hans-Werner Sinn – u.a. von 1999 bis 2016 Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München. Er sprach zum Thema „Deutschland nach der Wahl: Trump, Wirtschaftskrise und Rekordschulden“. Volksbankvorstand Stefan Hoffmann stellte in seiner Begrüßung heraus, dass der Redner zum Ende seiner Amtszeit, gemessen an der Zahl der internationalen wissenschaftlichen Zitierungen pro Autor unter den deutschen Ökonomen die Nummer Zwei hinter Nobelpreisträger Reinhard Selten gewesen sei. Vor wenigen Wochen wurde ihm für seine herausragenden Beiträge zur wirtschaftswissenschaftlichen Forschung, Lehre und öffentlichen Diskussion der Deutsche Staatsbürgerpreis der Staatsbürgerlichen Stiftung verliehen. Damit trägt Hans-Werner Sinn sich in eine ansehnliche Liste von Preisträgern ein, auf der Namen wie Richard von Weizsäcker und Jacques Delors stehen. Gleichzeitig stellte Hoffmann heraus: „Einen besseren Tag als heute hätten wir uns für Ihren Vortrag nach der Wahl kaum ausdenken können. Näher am Beginn einer neuen Regierung, vielleicht sogar einer politischen Wende, kann man schlicht nicht sein.“

Prof. Sinn reflektierte über wirtschaftspolitische Fragestellungen, die das Land bewegen. Dabei begeisterte er das Publikum mit seiner intellektuellen Klarheit, seiner rhetorischen Brillanz und seinem faktenreichen Vortrag. Mit Blick auf die derzeitige erratische Wirtschaftspolitik der Trump-Präsidentschaft konstatierte der Volkswirt, dass die US-amerikanische Wirtschaft sich Zölle in keiner Weise leisten könne: „Dafür sind die Wertschöpfungsketten viel zu international ausgerichtet. Folgerichtig wurden Mitte April Ausnahme für die Zölle auf Computer, iPhones und andere Produkte der Digitaltechnik erlassen.“ Zudem würden aktuelle volkswirtschaftliche Prognosen belegen, dass sich die amerikanische Wirtschaft bereits in einem Abwärtsstrudel befände.

Der Gastredner warnte auch davor, an der Idee, eine Abschottung könne den heimischen Wohlstand mehren, etwas Plausibles zu finden „Zölle widersprechen jeder seit mehr als 200 Jahren existierenden und bestätigten ökonomischen Logik. Wer die ausländische Konkurrenz außen vor lässt und internationale Arbeitsteilung unmöglich macht, gefährdet die nationale Wohlfahrt.“

Doch Hans-Werner Sinn blickte auch vor die Haustür und bewies, dass er nicht in Dogmen denkt, sondern unter den aktuellen Rahmenbedingungen die eine oder andere Gewissheit in Frage gestellt werden müsse. So sei es zwar schwierig, so viel Geld, wie nun in den Sonderhaushalten für Verteidigung und Infrastruktur zur Verfügung stehen, sinnvoll auszugeben. Aber – und Sinn betonte selbst, dass er niemals gedacht hätte, eine solche Aussage auszusprechen: „Die Attacke auf die deutschen Exporte, die unsere Rezession weiter verschärfen dürfte, lässt mich zu dem Urteil kommen, dass gerade der Umstand, dass die Schuldenbremse für Rüstungsprojekte ausgesetzt wurde, nun die Möglichkeit biete, Waffensysteme statt Autos zu produzieren.

Keinen Raum ließ der Münchner Volkswirt für nationale Fantasien: „Da die USA die NATO-Beistandsverpflichtung in Frage stellen, ist es Zeit für die Vereinigten Staaten von Europa, wirtschaftlich, politisch und vor allem militärisch. Die Risiken eines solchen Schrittes sind mir bekannt. Aber wir haben keine andere Wahl.“ Russland, China und die USA würden Ping-Pong mit Europa spielen. Dieser Willkür müsse die Kraft des geeinten und demokratischen Europas entgegengesetzt werden.

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Asmus Schütt, Pressesprecher